Trauma, Corona & Hilfreiches

Die Veränderungen, die durch die Ausbreitung und die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus angeordnet wurden, stellen uns vor Herausforderungen, die alle Bereiche des täglichen Leben betreffen. Ausgangsbeschränkungen, Kontaktverbote, Schließung von Schulen, Kindergärten, Läden und Betrieben, Umorganisation des Alltags, etc., sind plötzlich eingetretene gravierende Änderungen im Alltag und verlangen den Menschen eine enorme Anpassungsleistung ab.
Die Bedrohung ist unsichtbar und scheint allgegenwärtig. Die Welt ist zu einem unsicheren Ort geworden.
In einer Atmosphäre von Verunsicherung und Angst können Menschen einander nun aber nicht mehr das geben, was sie jetzt am dringensten brauchen würden: Trost, das Gefühl, in der Not nicht allein zu sein und körperliche Nähe zu vertrauten Menschen. Die angeordnete physische Distanzierung ist für viele daher ganz besonders belastend.

Die Situation weist Faktoren auf, die potentiell traumatisierend bzw. retraumatisierend wirken können.
Ein psychisches Trauma ist ein vitales Diskrepanz-Erlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das einhergeht mit Gefühlen von Hilfslosigkeit, Ohnmacht, Ausgeliefertsein, Kontrollverlust und (Todes-)Angst. Faktoren wie Verstehbarkeit, Handhabbarkeit, Bedeutsamkeit, Vorhersehbarkeit des Ereignisses sowie vorhandene Ressourcen spielen beim Erleben von Bedrohungen sowie bei der seelischen Bewältigung ein bedeutsame Rolle.
Nach dem Modell der Trauma-Trinität lassen sich traumabezogene Überlebensstrategien in Reaktions- und Handlungsmuster einteilen, die auf Ignoranz, Fragilität (Angst, Flucht, Erstarrung) und Kontrolle (Aggression, Kampf) fokussieren. Abhängig von Auslösereiz (Trigger), Umgebungssituation und anderer Faktoren reagiert der Organismus vorrangig und quasi reflexhaft mit dem einen oder anderen Überlebensmuster. Erleben und Verhalten sind darin fixiert. Kognitive Fähigkeiten, die zur Beurteilung von Situationen ebenso notwendig sind wie die Verbundenheit mit emotionalen und körperlichen Empfindungen, werden neuronal geblockt (Polyvagal-Theorie).
Die aktuelle Ausnahmesituation stellt schon für psychisch stabile und auch unter diesen Umständen noch in finanziell ausreichend gesicherten Verhältnissen lebenden Menschen eine Bewährungsprobe dar, die gemeistert werden muss.
Bei komplex traumatisierten Menschen können die Ähnlichkeiten dieser Ausnahmesituation mit (früher) erlebten Traumatisierungen traumabezogene Reaktions- und Handlungsmuster reaktivieren oder intensivieren. Verbote, Androhung von Bestrafung bei Missachtung, ständig wechselnde und damit unberechenbare Regeln, Beschränkung von Grundrechten, Begrenzung eigener freier Entscheidungen, Eingesperrtsein und Isolation erinnern an Trauma-Erfahrungen und triggern Intrusionen und Flashbacks.
Gewohnte und in einer Traumatherapie häufig hart erarbeitete Strukturen fallen weg. Der Kontakt zu ambulanten BetreuerInnen, Physio- und/oder ErgotherapeutInnen oder anderen HelferInnen und FreundInnen ist eingeschränkt, nur noch digital oder gar nicht mehr möglich. Ihrer TraumatherapeutIn zur Begrüßung oder am Ende der Therapiestunde nicht mehr die Hand geben zu dürfen, kann für Menschen mit frühen Gewalt- und Bindungstraumatisierungen der blanke Horror sein.
Angst vor einer möglichen Ansteckung oder davor, einen Fehler zu machen (und bestraft zu werden), indem unbeabsichtig den Anordnungen von Bund, Ländern und Kommunen nicht Folge geleistet wird, lassen Betroffene Therapietermine absagen, obwohl sie diese unter diesen Umständen besonders dringend brauchen würden.
PatientInnen geraten in Panik, weil sie befürchten, dass Psychotherapiepraxen auch geschlossen werden, sie ihre TherapeutIn mehr sehen dürfen und dann der womöglich einzige Halt auch noch wegbricht.

Betroffene brauchen jetzt in dieser außerordentlich verunsichernd und beängstigend gewordenen Umwelt besondere Unterstützung während gleichzeitig Hilfemöglichkeiten nicht mehr oder nicht in der gewohnten Form zur Verfügung stehen. Gruppenangebote zur Strukturierung des Alltags oder zur (unterstützten) Freizeitgestaltung wie z.B. Skills- oder Ressourcengruppen, gemeinsames Kochen oder Wandern, Besuch von Theater oder Ausstellungen zusammen mit der ambulanten BetreuerIn, Yoga oder Entspannungskurse, etc., finden nicht mehr statt.
BeraterInnen, BetreuerInnen und TherapeutInnen sind teilweise nur noch telefonisch zu erreichen. Telefonate oder Video-Chats können aber z.B. bei Überlebenden extremer Gewalt in der Kindheit das Gefühl entstehen lassen, der Kontakt sei nicht „echt“ und die HelferIn sei „gar nicht wirklich da“.
Fachleute und andere HelferInnen entwickeln gerade viele kreative Ideen für digitale Unterstützungsmöglichkeiten und stellen diese kostenlos online zur Verfügung. Wenngleich Digitales den persönlichen Kontakt keinesfalls ersetzen kann, so können in der momentanen Lage diese neuen Angebote aber helfen, die Zeit ein bisschen besser durchzustehen. Eine kleine Auswahl wurde unter „HILFREICHES & NÜTZLICHES“ zusammengestellt und wird ggfs. weiter ergänzt.
Hinweis: Bitte überprüfen Sie sorgfältig, ob Sie etwas von den Vorschlägen ausprobieren wollen und besprechen Sie, wenn möglich mit Ihrer Therapeutin oder anderen Vertrauenspersonen, ob von den vorgestellten Möglichkeiten etwas vielleicht jetzt (noch) nicht für Sie passt.
Dieser Beitrag enthält unter „INFORMATIVES“ auch Links zu Informationen von Organisationen und Einzelpersonen.
Gute Informationen sind wichtig, um sich eine eigene Meinung bilden zu können. Bitte überlegen Sie auch hier mit Bedacht, welche bzw. wie viele Infomationen Sie auf einmal verarbeiten können bzw. wollen. Auch Gutes und Hilfreiches muss zuweilen gut dosiert werden.

HILFREICHES & NÜTZLICHES

Sabine Ebersberger und Michael Bohne entwickelten ein Kartenset mit stärkenden Sätzen. Der Download des INNEN-LEBEN-Kartensets (Bastelbogen und Beschreibung) ist kostenlos. Weitere Infos gibt’s auf www.innen-leben.org.

Der Verlag Beltz vertreibt Fachbücher, Therapie- und Ressourcenkartensets. Drei Variationen der „Stärken-Box“ stellte der Verlag jetzt als kostenlosen Download zur Verfügung: Meine Stärken-Box, Meine Stärken-Box Kinder und Jugendliche und Stärken-Box TherapeutInnen

Eine kleine Auswahl an Übungen für Selbstfürsorge, Reorientierung, Skills und Imaginationen werden in den Artikeln Traumatherapie | Techniken & Methoden | Teil I und Traumatherapie | Techniken & Methoden | Teil II beschrieben.

Das institut berlin bietet traumatherapeutische Fachweiterbildungen an und stellt Online-Materialien – Übungen und Traumainfos zum kostenlosen Download zur Verfügung. Mehr Infos auf institut-berlin.de

Dagmar Härle unterrichtet Traumasensitives Yoga (TSY), schreibt Fachbücher und hat ein TSY-Übungsbuch für Betroffene veröffentlicht. Zwei TSY-Videos mit Anleitung zum selber üben und weitere Informationen über TSY finden Sie auf www.trauma-institut.eu

Zum Mittanzen in der Corona-Quarantäne stellt Eric Gauthier auf seinem YouTube-Kanal #wohnzimmerballett Video-Clips mit Anleitung für verschiedene Tänze vor.

Musik und Kultur können eine wertvolle Kraftquelle sein. Auf YouTube wurden schon etliche Corona-Songs veröffentlicht, z.B. CORONA (Parody LLORONA, Angélica Vale & Marco Antonio Solís).
Der NDR gibt Tipps für Konzerte und Theater im Netz, die Süddeutsche Zeitung für Konzerte, Lesungen und Kunst von zu Hause erleben und hr2 für Digitale Museumsbesuche.
Hörspiele und Lesungen für Kinder gibt’s auf www.hr2.de/podcasts/kinder

Dr. Johannes Hartl hat 20 Tipps zusammengestellt, die bei häuslicher Isolation und Quarantäne helfen können: „Mir fällt die Decke auf den Kopf“.

Dr. Petra Dey hat Anregungen zur Selbshilfe, Selbsfürsorge und Förderung von Handlungsfähigkeit zusammengefasst.

Der österreichische Hospiz-Verband stellt Möglichkeiten in der Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung ohne physischen Kontakt online zur Verfügung.

Der Lesben- und Schwulenverband LSVD hat Hinweise und Tipps auf „Corona und Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen – Wie sich Covid19 auf das Leben von LSBTI auswirkt“ zusammengestellt.

Der Landverband Frauenberatung Schleswig-Holstein hält eine Übersicht der Frauenberatungsstellen bereit. Ob Beratung z.Zt. noch als Präsenz- oder nur als Telefonberatung angeboten wird, ist auf den entsprechenden Websites ausgewiesen bzw. kann erfragt werden.

Beratung per Telefon, Chat oder Email bietet das HILFETELEFON Gewalt gegen Frauen rund um die Uhr kostenfrei an. Infos auf www.hilfetelefon.de

Die telefonische Anlaufstelle berta-Telefon bietet Beratung für Betroffene organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt. Infos auf nina-info.de/berta.html

Die TelefonSeelsorge hat die App „Krisenkompass“, eine digitale Suizidprävention, für Menschen entwickelt, die in einer suizidalen Krise sind und für Angehörige, die helfen wollen bzw. jemanden durch Suizid verloren haben. Online gibt es auch Erklärvideos zur App. Die TelefonSeelsorge bietet Unterstützung per Telefon, Email oder Chat an. Mehr Information gibt es auf www.telefonseelsorge.de

Innocent in Danger setzt sich für digitalen Kinderschutz ein. Informationen, z.B. Tipps für sicheres Surfen und Chatten für Kinder und Jugendliche, Informationen für Eltern, Fakten zum Thema Pädokriminalität und weitere Infos sind zu finden auf www.innocenceindanger.de

Der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) der Bundesregierung Johannes-Wilhelm Rörig und sein Team starteten die Soforthilfe „Kein Kind alleine lassen“. Auf der Website www.kein-kind-alleine-lassen.de finden Kinder und Jugendliche direkten Kontakt zu Beratungsstellen und Erwachsene bekommen Informationen, was sie bei sexueller und anderer familiärer Gewalt in der Corona-Krise tun können.

Das Opfer-Telefon des WEISSER RING ist 7 Tage die Woche von 7-22 Uhr besetzt. Infos auf weisser-ring.de/hilfe-fuer-opfer/opfer-telefon

Die Nummer-gegen-Kummer bietet Kindern und Jugendlichen Beratung per Telefon und Chat sowie ein Eltern-Telefon.

Jugendliche bis 19 Jahren können bei der JugendNotmail Einzel-Online-Beratung oder Unterstützung per Chat erhalten. Infos auf www.jugendnotmail.de

Die Behandlungsinitiative Opferschutz (BIOS-BW) e.V. hat ab sofort mit dem BIOS-Corona-Notfall-Telefonangebot ein bundesweites telefonisches Hilfsangebot für „tatgeneigte“ Personen während der Corona-Krise eingerichtet. Im Rahmen des Präventionsprojektes „Keine Gewalt – und Sexualstraftat begehen“ wird telefonische therapeutische Hilfestellungen für Menschen angeboten, die befürchten, eine Straftat zu begehen. Insbesondere Personen mit sexuellen Phantasien gegenüber Kindern oder zu Gewalttaten neigende Personen können dieses kostenlose und anonyme Angebot nutzen. Weitere Infos auf www.bios-bw.com

Das Team von HARMONAID baut gerade eine Website auf für Hilfsangebote in der Corona-Krise und gibt Tipps zur Konfliktklärung und für ein entspanntes, gewaltfreies Zuhause. Mehr auf www.harmonaid.org

INFORMATIVES

Bei den sich überschlagenden Meldungen zu Infektiosität, Fallzahlen, Sterberaten und Anordnungen zur Eindämmung des Corona-Virus gehen teilweise Stimmen von Experten unter, die zu anderen Einschätzungen kommen und/oder sich kritisch mit offiziellen Maßnahmen auseinandersetzen.
Daneben machen im Internet massenhaft sogenannte Fake-News die Runde, teils als unrichtig wiedergegebene oder aus dem Zusammenhang gerissene (Teil-) Infomation oder auch gezielt plaziert, um Panik zu schüren. Es ist schwierig, gute von schlechten, richtige von falschen Informationen zu unterscheiden.
Um sich eine eigene Meinung bilden zu können, ist es wichtig, unterschiedliche Meinungen anzuhören, zu überprüfen, mit dem eigenem Erfahrungswissen zu vergleichen und in Ruhe darüber nachzudenken. Nützlich kann es auch sein, sich Fragen zu stellen wie z.B.: Kann ich mir vorstellen, dass das so ist? Welche guten Gründe sprechen aus meiner Sicht dafür, welche dagegen? Passt das zusammen oder gibt es Diskrepanzen?
Eine eigene, sorgfältig abgewogene Meinung kann ein inneres Gefühl von Sicherheit stärken. Verschiedene Meinungen können aber, gerade auch in einer krisenhaften Situation, als verwirrend oder beängstigend erlebt werden.
Bitte denken Sie sorgfältig darüber nach, ob Sie sich (jetzt) mit nachfolgende Expertenmeinungen beschäftigen wollen, die von den Meinungen der Wissenschaftler abweichen, denen die Bundesregierung folgt.

Michaela Huber erklärt in dem ZackZack-Interview „Wir müssen die kritischen Stimmen jetzt hören“, u.a. was transgenerationale Traumatisierungen sind, wodurch die Corona-Krise Kriegstraumatisierungen reaktiviert und warum dadurch die Kriegskinder- und Kriegsenkel-Generationen mit Traumafolgesymptomen reagieren.
Auszug aus dem Interview:
Diese ganze Kriegs-Metaphorik führt dazu, dass viele Menschen, insbesondere der älteren Generation, zutiefst eingeschüchtert und in Angst sind. Man merkt, wie schwarze Pädagogik sich wieder ausbreitet, also dass Menschen zum Beispiel andere denunzieren, die sich vermeintlich nicht hundertprozentig an die Regeln halten. […]
All das erinnert ältere Menschen, aber auch Geflüchtete, die zu uns kommen, an das Verhalten in totalitären Staaten
. […]
Die Leute machen all das, was man im Krieg macht: Man ist brav, man schließt sich ein, man geht in den Bunker, man erwartet den Einschlag, man ist voller Angst, man ist nur mit der individuellen und familiären Existenzsicherung beschäftigt, der andere Mensch ist potenziell mein Feind, wer sich nicht eingliedert, wer nicht brav ist, der muss „gemeldet“ werden, damit dann die Ordnungskräfte den abholen oder einkasteln. […]
Deshalb müssen wir die kritischen Stimmen jetzt hören, sie jetzt einbeziehen. Es geht nicht nur um ein Virus. Es geht um eine gesunde plurale Gesellschaft, und wie wir diese erhalten oder wiedergewinnen.

Der Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie Dr. Martin Haditsch hat ein Video mit einer kritischen Analyse zu Meldungen über SARS-CoV2 / COVID-19 veröffentlicht.
Haditsch beanstandet, dass mit den Meldungen über Fall- und Todesfallzahlen im Zusammenhang mit Covid-19 „Hysterie und Panik“ verbreitet würde, während die Influenza mit jährlich weltweit zumindest 20 Millionen Infizierten und 250.000 Toten „schulterzuckend zur Kenntnis genommen“ wird, wobei diese Daten die „untere Grenze der Schätzung“ seien.
Gleichzeitig sind die aktuellen Maßnahmen völlig haltlos. Hier werden Augenmaß und ethische Grundsätze mit Füßen getreten.“ Nies- und Hustenetikette, Händehygiene und Abstand halten sind bei Covid-19 absolut sinnvoll und notwendig. Dies gelte aber im gleichen Maße bei der jährlichen Grippewelle in der kalten Jahreszeit.
Dass gesagt wird, Gesundheit geht über alles, ignoriert sträflich die Tatsache, dass wir uns diese Gesundheit auch morgen noch leisten können müssen. […] Das dafür erforderliche Geld muss auch jemand erwirtschaften.“
Haditsch wirft den Regierungen „eklatantes Versagen“ vor. Maßnahmen zur Verzögerung der Ausbreitung „mögen solange und dort gerechtfertigt sein, wo eine Vorbereitung eines überforderungsgefährdeten Systems erforderlich scheint. Das ist bei uns ja nicht der Fall.
Das italienische Gesundheitssystem sei „schon bei Standardsituationen chronisch überfordert“. Lt. Haditsch kommen in Italien und Frankreich 12 Intensivbetten auf 100.000 Einwohner, während es in Österreich und Deutschland 30 Intensivbetten auf 100.000 Einwohner sind (vor der Aufstockung durch die deutsche Bundesregierung), womit die bestehenden Behandlungsmöglichkeiten von intensivpflichtigen PatientInnen in der BRD ungleich besser sind als in Italien.
Haditsch kritisiert auch, dass „fachlich herausragende Virologen und Institutionen wie das Robert-Koch-Institut und die Weltgesundheitsorganisation WHO nicht belegbare Zahlen zu Tötlichkeit und Infektiosität als Fakten präsentieren, ohne auch nur näherungsweise die Zahl der Infizierten zu kennen. Da niemand, einschließlich der Weltgesundheitsorganisation WHO, die tatsächliche Zahl der Infizierten kennt, ist jede Angabe zu Übertragungswahrscheinlichkeit wie auch zu Todesraten, eine reine Mutmaßung.
Lt. Haditsch gäbe z.Zt. weltweit „nur eine zuverlässige Datenquelle.
Japanische Behörden hatten Passagiere eines Kreuzfahrtschiffs am Aussteigen gehindert, „unabhängig davon ob sie krank, ohne Symptome infiziert oder noch nicht infiziert waren. Obwohl die Reisenden der Hochrisikogruppe (Alter, Vorerkrankungen) angehörten, diese Gruppe somit auch nicht mit der allgemeinen Bevölkerung zu vergleichen ist, und unter maximal ungünstigen Bedingungen ohne Bereitstellung einer Schutzausrüstung längere Zeit auf engem Raum leben mussten, infizierten sich von den 3.700 Passagieren nur 712 Personen, was einer Infektionsrate von weniger als 20% entspricht. „Bisher sind 10 Todesfälle zu beklagen. Das sind trotz dieser geschilderten Hochrisikozusammensetzung 1,4%.“
Scharfe Kritik äußert Haditsch auch daran, dass dem ORF die Darstellung von Positionen, die von der aktuellen Regierungslinie abweichen, untersagt wurden.
Haditsch plädiert außerdem für Erhebungen, „wieviele Personen Covid-19-bedingt verzögert behandelt werden, was bei Herzinfarkt und Schlaganfall durchaus kritisch zu sehen ist, aus Sorge um eine mögliche Infektion nicht zeitgerecht zum Arzt oder ins Spital gehen, infolge existenzieller Gefährdungen in die Depression rutschen oder – als worst-case – vor den Trümmern einer vernichteten Existenz stehend, Suizid begehen.“

In der Heinsberg-Studie untersuchte der Virologe Hendrik Streeck mit einem Forscherteam EinwohnerInnen der Gemeinde Gangelt im Kreis Heinsberg, die sich nach einer Karnevalsfeier mit dem Corona-Virus infiziert hatten. Es wurden Rachenabstriche und Blutproben genommen und Ergebnisse von Fragebögen ausgewertet.
Das Zwischenergebnis der Studie zeigte, dass Personen, die in häuslicher Gemeinschaft leben, sich zu 15 Prozent mit dem Corona-Virus infizierten und dass die Sterblichkeit von mit dem Corona-Virus infizierten Menschen nur bei 0,37 Prozent liegt. Beide Ergebnisse waren deutlich niedriger als bisher angenommen. 15 Prozent der untersuchten Personen waren bereits immun gegen das Corona-Virus. Je höher die Anzahl von Personen ist, die sich nicht mehr mit dem Corona-Virus anstecken können, desto mehr wird sich die Ausbreitung des Virus verlangsamen.
Streeck wies ausdrücklich darauf hin, dass noch weitere Studien nötig sind, um beurteilen zu können, ob sich die Ergebnisse der Heinsberg-Studie auf das ganze Bundesgebiet übertragen lassen können.
In dem ZDF-Magazin „Maybrit Illner“ sagte Streeck: „Was wir gesehen haben an dieser Pandemie weltweit ist, dass wenn viele Menschen an einem Raum gemeinsam eng beeinander gefeiert haben, eng versammelt gewesen sind, dann haben wir die großen Ausbrüche gehabt. Das ist in Südkorea gewesen und ist in Ischgl, in Gangelt in der Trompete gewesen. Das waren eben diese großen Ausbruchsereignisse, wo wir auch sehen, dass dort eigentlich die schweren Fälle und auch die Todesfälle in diesem Zusammenhang mehr standen, als die Ausbrüche, die Infektionsketten, die im Nachhinein entstanden sind.“
Streeck betonte, dass das Hygieneverhalten (Nies- und Hustenetikette, Händehygiene, Abstand halten) von großer Bedeutung ist. „Ein entscheidender Faktor ist, das sagt auch die Gesellschaft für Krankenhaushygiene, die wirklich ein tolles Paper dazu geschrieben hat, zeigt, dass die Hygiene und die Infektionsdosis, die man über Hygieneregeln reduziert, wirklich eines der besten Mittel ist, um ein Virus zu kontrollieren.“

Der Hamburger Rechtsmediziner Klaus Püschel obduziert – entgegen der Empfehlung des Robert-Koch-Instituts (RKI) – Tote mit positivem Corona-Test. Er übt scharfe Kritik: „Es sei eine „völlig falsche Maßnahme“, die sogenannten Corona-Toten aus Sorge vor einer Infektionsgefahr nicht zu obduzieren.
Bislang wird bei dem „Corona-Toten“ nicht unterschieden zwischen Personen, die aufgrund einer Infektion mit dem Corona-Virus verstorben sind und Personen mit einem positiven Corona-Test, bei denen die Grunderkrankung (Herz-, Lungen-, Tumorerkrankungen, u.a.) todesursächlich war, also ob jemand an oder mit dem Virus gestorben ist. Verlässliche Todesfallzahlen im Zusammenhang mit dem Corona-Virus ließen sich nur dann ermitteln, wenn die Todesursache durch eine Obduktion zweifelsfrei geklärt wird.
Püschel stellte durch die Obduktionen fest, dass keiner der von ihm bis zu diesem Zeitpunkt untersuchten Verstorbenen durch eine Infektion mit dem Corona-Virus gestorben war. Verstorben waren Menschen mit höherem Lebensalter, mit Vorerkrankungen und Immunschwächen. Bei Verstorbenen unter 60 Jahren lagen ebenfalls schwere Vorerkrankungen vor, die den Betroffenen zuvor aber nicht bekannt gewesen waren.
Ob es durch Covid-19/SARS-CoV2 überhaupt zu einen Anstieg die Sterblichkeit kommen wird, kann erst im Jahresvergleich gesehen werden. Püschel kommt zu dem Schluss: „Die Angst vor dem Virus ist übertrieben.“
Das TV-Interview mit Klaus Püschel in der Talkrunde Markus Lanz vom 09.04.2020 kann in der ZDF-Mediathek angeschaut werden.

Die Fachanwältin für Medizinrecht Beate Bahner kündigte in einer Pressemitteilung an, eine Klage beim Bundesverfassungsgericht gegen die Corona-Verordnungen einzureichen. Sie setzte eine Erklärung auf, warum aus ihrer Sicht der Shutdown verfassungswidrig ist und stellte einen Eilantrag beim Bundesverfassungsgericht.
Auszug aus der Pressemitteilung vom 03.04.2020:
Die Maßnahmen der Bundes- und Landesregierung sind eklatant verfassungswidrig und verletzen in bisher nie gekanntem Ausmaß eine Vielzahl von Grundrechten der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland. Dies gilt für alle Corona-Verordnungen der 16 Bundesländer. Insbesondere sind diese Maßnahmen nicht durch das Infektionsschutzgesetz gerechtfertigt, welches erst vor wenigen Tagen in Windeseile überarbeitet wurde. Wochenlange Ausgehbeschränkun-gen und Kontaktverbote auf Basis der düstersten Modellszenarien (ohne Berücksichtigung sachlich-kritischer Expertenmeinungen) sowie die vollständige Schließung von Unternehmen und Geschäften ohne jedweden Nachweis einer Infektionsgefahr durch diese Geschäfte und Unternehmen sind grob verfassungswidrig.
Denn die vorliegenden Zahlen und Statistiken zeigen, dass die Corona-Infektion bei mehr als 95 % der Bevölkerung harmlos verläuft (oder vermutlich sogar bereits verlaufen ist) und somit keine schwerwiegende Gefahr für die Allgemeinheit darstellt. Dringend in den Blick zu nehmen sind demgegenüber die Risikogruppen der alten Menschen und der Menschen mit Vorerkrankungen (ca. 4,5 % der Bevölkerung): Diese Menschen sind durch geeignete Maßnahmen sowohl der Regierung als auch der Risikogruppen selbst zu schützen: Etwa durch Schleusen vor den Altenheimen, durch Aufklärung der Übertragungswege (nur durch Tröpfcheninfektion), durch Hygienemaßnahmen und Abstandsregelungen sowie insbesondere durch eigenverantwortliche Schutzmaßnahmen dieser gefährdeten Menschen selbst in den Wochen der Epidemie. Das medizinische Personal in Kliniken, Arztpraxen, Altenheimen und Pflegediensten ist mit sämtlichem notwendigen Material zu versorgen, was der Bundesregierung bis heute nicht gelungen ist!
[…]
Es braucht ferner Stichproben bei der Bevölkerung, um die tatsächliche (vermutlich um ein vielfaches höhere) Zahl der Infektionen und damit den tatsächlichen (vermutlich um ein vielfaches geringeren) Prozentsatz der schweren und schwersten Erkrankungen des Corona-Virus zu ermitteln. Der Anteil des tödlichen Verlaufs von Covid19 wurde von Experten mit lediglich 0,1 % ermittelt (dies ist eine Person von 1000 Infizierten und damit vergleichbar mit einer schweren Grippe-Epidemie). Es braucht vorallem dringend die Obduktion der an/mit Corona verstorbenen Menschen, um festzustellen, woran diese meist alten Menschen mit meist vielen Erkrankungen tatsächlich verstorben sind. Es braucht ferner eine redliche Darstellung der Todeszahlen, weil nämlich täglich etwa 2500 Menschen sterben, davon täglich etwa 900 Menschen in Pflegeheimen. In Deutschland sterben jährlich 900.000 Menschen! […]
Der seit 70 Jahren einmalige Shutdown, zu dem das Infektionsschutzgesetz ausdrücklich nicht berechtigt, verletzt in gravierender Weise das verfassungsrechtliche Prinzip der Verhältnismäßigkeit und die verfassungsrechtliche Pflicht des Staates zum Schutze der Freiheitsrechte und der Gesundheit der Bürger. Dieses Regierungshandeln zerstört sämtliche Prinzipien unserer Verfassung und unseres Rechtsstaats, den wir noch vor wenigen Monaten mit dem 70-jährigen Bestehen des Grundgesetzes so stolz gefeiert haben.

Das Tragen von Mund-Nasen-Masken wurde von der Bundesregierung empfohlen. Einige Bundesländer verhängten eine Maskenpflicht beim Einkauf und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Ob das Tragen von Masken im Alltag einen Schutz vor einer Infektion mit dem Corona-Virus bieten kann, ist umstritten. Zunächst muss differenziert werden, um welchen Maskentyp es sich handelt.
FFP2/3-Masken sind medizinische Schutzmasken. Bei der Einatmung wird die MaskenträgerIn vor keimbelasteten Tröpfchen in der Ausatemluft einer anderen, in unmittelbarer Nähe stehenden Person und damit vor einer möglichen Ansteckung geschützt. Für medizinisches Personal bei der Behandlung oder Pflege von infektiösen PatientInnen oder für immungeschwächte PatientInnen, z.B. nach einer Organtransplantation, stellt dieser Maskentyp einen wirksamen Schutz dar.
OP-Masken sind medizinische Mund-Nasen-Schutzmasken, die andere Personen vor Tröpfenauswurf der TrägerIn schützen. Diese Einmalartikel bremsen die Luft, die beim Atmen und Sprechen ausgeatmet wird. Bakterien und Viren werden aus der Ausatemluft herausfiltert. Die Luft, die Personen einatmen, die nahe bei der TrägerIn stehen, enthält eine deutlich reduzierte Anzahl von Keimen. OP-Masken sind medizinische Schutzmasken, die von medizinischem Personal bei Operationen oder bei bestimmten Behandlungen auf Intensivstationen getragen werden, um PatientInnen vor Krankheitserregern zu schützen. OP-Masken können auch von infektiösen PatientInnen z.B. während einer Krankenhausbehandlung getragen werden, um Personal und Angehörige vor einer Infektion mit Viren oder Bakterien zu schützen.
Medizinische Schutzmasken sind aus einem Material gefertigt, das Tröpfen bis zu einer bestimmten Größe nicht passieren können. Medizinische Atemschutzmasken werden auf deren Wirksamkeit geprüft und zertifiziert. FFP2/3- und OP-Masken sollten zwingend auschließlich von medizinischem Personal bei Behandlung und Pflege von erkrankten und pflegebedürftigen Personen getragen werden oder von Personen, denen aufgrund bestimmter Erkrankungen das Tragen von medizinischen Schutzmasken ärztlich verordnet wurde.
Das Wissenschaftsmagazin Quarks erklärt in dem Beitrag „Bakterien oder Viren – wo ist der Unterschied?“ , dass Bakterien einen Durchmesser von bis zu 1 Mikrometer und Viren von 20 bis 300 Nanometern haben. Das Corona-Virus hat einem Durchmesser 160 Nanometern.
Sogenannte „Alltagsmasken“ sind selbstgenähte Masken aus unterschiedlichen Materialien. Das Wissenschaftsmagazin Quarks erläutert „Was man über Schutzmasken in Zeiten von Corona wissen muss“ . „[…] In einer Studie wurden verschiedene Materialien auf ihre Filterleistung untersucht. Hier schnitten Geschirrtücher […] am besten ab. Deutlich schlechter waren Kopfkissen, Leinen, Seide und Schals. […] Wichtig ist zu beachten, dass hier die Durchlässigkeit von bestimmten Bakterien getestet wurde. Bakterien sind jedoch im Schnitt hundertmal größer als Viren. Inwieweit das Ergebnis auf das Coronavirus übertragbar ist, ist also unklar.
Eine falsche Handhabung der Maske kann ggfs. mehr schaden als nutzen. Bei wiederholtem Auf- und Absetzen oder Zurechtrücken werden Viren und Bakterien jeglicher Art von der Hand auf die Maske übertragen. Abhängig von Art und Menge der jeweiligen Erreger und der individuellen gesundheitlichen Konstitution kann die Keimbesiedelung der Maske dann möglicherweise auch zu anderen gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. „Alltagsmasken“ sollten regelmäßig gewaschen werden. Je nach Quelle werden Waschtemperaturen von 60°, 70° oder 90° Grad empfohlen.
Der psychologische Effekt, dass Personen beim Tragen von Masken ein Gefühl von scheinbarer Sicherheit empfinden, birgt die Gefahr, dass Hygieneregeln missachtet werden. Quarks betont: „Abstand ist der beste Schutz.“ und „dass auch mit Schutzmaske nicht die wichtigsten Sicherheitsgebote vernachlässigt werden dürfen: Abstandhalten und regelmäßiges Händewaschen.

Auf Überlebende (früher) komplexer Traumatisierungen wirkt die Maskenpflicht wie ein permanenter Trigger, der ununterbrochen Intrusionen und Flashbacks auslösen kann.
Betroffene scannen beständig mit hoher innerer Anspannung die Mimik anderer Personen ab, um so frühzeitig wie möglich kleinste Hinweise auf Aggression zu erkennen. Dieser Mechanismus war als Kind überlebenswichtig, um jedenfalls manchmal gerade noch rechtzeitig psychischer, physischer und/oder sexualisierter Gewalt durch die Bezugspersonen zu entgehen. Bei frühen Traumatisierungen haben die Betroffenen oftmals große Probleme, Gesichter zu lesen. Mimik und Gesichtausdruck können nur schwer gedeutet werden. Durch eine Mund-Nasen-Abdeckung wird der größte Teil des Gesichts verdeckt, wodurch Betroffene keinerlei Möglichkeit mehr haben, die in einer Traumatherapie erlernten Möglichkeiten zur Identifikation von im Gesicht abzulesenden Stimmungen zu erkennen. Gleiches gilt für Hinweise, die die Stimme liefern könnte, weil Stimme und Sprachmodulation durch eine Maske schwerer zu erkennen sind.
Betroffene können es oftmals nicht ertragen, Stoff oder etwas anderes im Gesicht oder am Hals zu spüren. Schon ein Schal oder Rollkragenpullover kann zu einem Beklemmungsgefühl, Atemnot und Panik führen. Überlebende, die Vergewaltigungen und/oder Folter ertragen mussten, während der/die Täter Masken trugen, können durch die Corona-bedingte Maskenpflicht derart von Flashbacks überflutet werden, dass es zu kaum oder nicht mehr beherrschbaren suizidalen Krisen kommt.
Die Maskenpflicht kann bei traumatisierten Menschen in zweifacher Hinsicht ein Gefühl existenzieller Bedrohung verursachen. Die sensorischen Wahrnehmungen beim Tragen einer Maske können in höchstem Maße ebenso triggernd wirken, wie der Anblick von maskierten Personen beim Einkauf oder im Bus. Aber auch für Menschen mit anderen psychischen Störungen oder körperlichen Erkrankungen kann die Maskenpflicht aus unterschiedlichen Gründen verheerend wirken.
Karoline Nikolaus, Systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin und Traumatherapeutin, beschreibt in ihrem Blogartikel Masken tragen in der Öffentlichkeit – Die negative Seite der „Maskerade“ , die „psychischen Schwierigkeiten, die insbesondere für Menschen mit Traumatisierung durch das Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen entstehen können“ .

In der NDR3-Sendung „DAS!“ äußert sich die Traumaexpertin Michaela Huber zu den psychischen Folgen der Corona-Krise. „Die Kollateralschäden sind nicht zu verachten.“ DAS! mit Psychotherapeutin Michaela Huber

Offener Brief der BKP zum Tag der Pressefreiheit. „Zum Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai 20 wurde erstmalig ein gemeinsamer Offener Brief verfasst. Die Journalisten der Bundespressekonferenz und der Landespressekonferenzen nehmen mit Sorge wahr, dass ihre Arbeit zunehmend behindert werde, heißt es in dem zum Tag der Pressefreiheit veröffentlichten Brief. „Pressekonferenzen ohne Journalisten, Fragen, die durch Regierungssprecher geschönt vorgetragen werden, Nachfragen, die gar nicht möglich sind“. Die Journalisten haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder aufgefordert, die freie journalistische Berichterstattung auch in der Corona-Krise zu gewährleisten.

Charles Eisenstein wirft in seinem Essay „Die Krönung“ den Blick aus verschiedenen Richtungen auf das Corona-Geschehen, bezieht sich auf wissenschaftliche Studien und wirft Fragen auf. „Eine verängstigte Öffentlichkeit akzeptiert Einschränkungen der bürgerlichen Freiheiten, die andernfalls schwer zu rechtfertigen wären, etwa das Verfolgen individueller Bewegungsmuster rund um die Uhr, medizinische Zwangsbehandlung, unfreiwillige Quarantäne, Reisebeschränkungen und Einschränkungen der Versammlungsfreiheit, Zensur dessen, was die Autoritäten als Desinformation einstufen, Aussetzen der juristischen Möglichkeit zur Freilassung von Personen aus rechtswidriger Haft (habeas corpus) und Militärkontrollen der Zivilbevölkerung. Viele davon standen schon vor COVID-19 im Raum, jetzt wurden sie geradezu unwiderstehlich.“ […]
„Wir sollten uns fragen, warum wir in der Lage sind, unseren kollektiven Willen zu bündeln, um dieses Virus einzudämmen, nicht aber für die anderen gravierenden Bedrohungen der Menschheit. Warum war die Gesellschaft, zumindest bis jetzt, so verfangen in ihrer vorgegebenen Marschrichtung?“ […]
Ich habe meine Meinung, aber wenn ich im Verlauf dieser Notsituation eines gelernt habe, dann ist es, dass ich nicht wirklich weiß, was passiert. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das überhaupt jemand kann, inmitten dieses brodelnden Gemischs aus Nachrichten, Fake-News, Gerüchten, zurückgehaltenen Informationen, Verschwörungstheorien, Propaganda und politisierten Narrativen, von denen das Internet voll ist. Ich wünschte mir, dass viel mehr Menschen dieses Nichtwissen begrüßten könnten. Ich sage das sowohl denen, die das vorherrschende Narrativ annehmen, als auch denen, die an einer abweichenden Meinung festhalten. Welche Informationen blenden wir möglicherweise aus, um unsere Sichtweise aufrechtzuerhalten?

Der Artikel „Corona und die Psyche: Was macht diese Krise mit uns?“ geht den psychischen Folgen der Corona-Krise nach. „Die Corona-Krise belastet die Menschen auch psychisch massiv. Bei psychisch Kranken beobachten Betreuer schon jetzt eine Zunahme schwerer Krisen sowie psychotischer Schübe. Experten fordern einen Ausbau psychologischer Hilfen, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden.“ […]
Psychische Widerstandskraft, im Fachbegriff Resilienz, speist sich aus vielen unterschiedlichen Anlagen und Erfahrungen. Generell gilt jetzt: “Wer in seiner Kindheit und Jugend Einsamkeits- und Verlusterfahrungen nur schwer verkraftet hat, wird jetzt auch eher Mühe haben, Isolation und Einsamkeit zu bewältigen”, erklärt Professor Reinhard Lindner, Psychiater und Leiter des Nationalen Suizidpräventionsprogramms.“ […]
Jennifer Peschmann wiederum ist Wissenschaftlerin an der Universität Kassel, Traumatherapeutin und als Sozialarbeiterin Betreuerin für psychisch Kranke in Siegen. Ihre Klienten leiden unter Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen oder starken Ängsten. Einige fühlten sich anfangs durch die leeren Regale oder jetzt durch den Anblick Maskierter in den Straßen an eigene traumatisierende Erfahrungen erinnert, fast alle leiden unter Einsamkeit und dem Wegfall ihrer festen Tagesstruktur, weil Tageskliniken und Werkstätten geschlossen sind und Fachärzte kaum erreichbar sind. Die Videosprechstunden, die viele Psychotherapeuten dank rasch geänderter Richtlinien jetzt anbieten, können viele ihrer Klienten gar nicht nutzen – weil sie mit ihren einfachen Anschlüssen, alten Geräten oder Prepaid-Handys gar nicht die Voraussetzungen hätten.“ […]
Wird sich das am Ende tatsächlich in einem Anstieg der Suizidrate zeigen? Oder doch auch an mehr Menschen, die infolge der Krise psychisch erkranken? Erfahrungen aus früheren schweren Krisen legen dies zumindest nahe. So wies ein Autorenteam um Sando Galea von der Boston University im “Journal of the American Medical Association” vor Kurzem darauf hin, dass zum Beispiel nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York 10 Prozent aller Erwachsenen Symptome einer Depression entwickelten. Und sowohl nach der Spanischen Grippe in den USA als auch nach der Sars-Epidemie in Hongkong brachten sich mehr Menschen um als sonst, wie ein Beitrag britischer Psychiater in “Lancet Psychiatry” beschreibt.“

In der Reportage „Epizentrum der Corona-Infektionen: Was geschah in Norditalien?“ des ARD-Magazins „Monitor“ ging ein Reporterteam auf Spurensuche in der Lombardei, einem Epizentrum der Corona-Epidemie.
Die Gesundheitsverwaltung der Lombardie entschied damals, viele Corona-Patienten mit milden Symptomen ausgerechnet in den Pflegeheimen der Region unterzubringen, mitten unter Hochrisikogruppen. Deshalb ermittelt nun die Staatsanwaltschaft.“ […]
Das Gesundheitssystem in Italien ist anders organisiert als in Deutschland. „Hausärzte haben in Italien eine wichtige Rolle. Sie empfangen Patienten nicht nur in ihrer Praxis, sondern machen viele Hausbesuche. Dort verabreichen sie Medikamente, behandeln, verhindern so, dass die Patienten überhaupt ins Krankenhaus müssen. Schlecht ausgerüstet, steckten sich viele an. 165 Ärzte starben in Italien bislang. Am Ende wurde kaum noch jemand zu Hause behandelt.“ […]
Dr. Marco Rizzi, Chefarzt im Krankenhaus Papa Giovanni XXIII, berichtet: „Es war sehr schwer, Plätze für unsere Patienten in anderen Krankenhäusern in der Lombardei, in Piermont oder Venetien zu finden.“ , in denen bis zu einem gewissen Grad Betten frei waren. „Die Katastrophe in Bergamo hätte also zumindest abgeschwächt werden können, wenn Kliniken besser zusammengearbeitet hätten.